Voerde-Götterswickerhamm. Einer der religionspädagogischen Begleiter in den Kinderwelt-Kitas ist Pfarrer Christoph Weßler. Er betreut den Pfarrbezirk Ost in Voerde und somit auch die Kitas Ev. FZ Möllen, Ev. FZ Rönskenhof in Voerde und Ev. Kita Grünstraße, die sich als Interimskita derzeit noch in Friedrichsfeld befindet, jedoch – wie der Name schon sagt – in hoffentlich absehbarer Zeit in ihre Räumlichkeiten an der Grünstraße in Voerde umziehen wird.
Persönlicher Hintergrund:
Seit 1987 ist Christoph Weßler bereits als Pfarrer im Kirchenkreis Dinslaken tätig. Viele Jahre davon wirkte er in der Kirchengemeinde Spellen-Friedrichsfeld und in der Ev. Kita Am Park. Nach dem Wegfall seiner Pfarrstelle in Friedrichsfeld wechselte er nach Götterswickerhamm und widmet sich mit Herzblut den dortigen Anliegen.
Dabei wollte er ursprünglich gar nicht Pfarrer werden… Aufgewachsen in einem Düsseldorfer Pfarrhaus beschloss er nach dem Abitur, Agrarwissenschaften zu studieren, um „die Welt zu retten“ und Theologie, um die „geistige Luft zu verstehen“, in der er aufgewachsen ist. Aus Ermangelung eines Studienplatzes in Agrarwissenschaften studierte er dann „zunächst mal nur“ Theologie.
Das Studium betrieb Christoph Weßler trotz seiner Vorbehalte mit Freude, er gewann tiefgreifende Erkenntnisse zu seinem eigenen familiären und geistlichen Hintergrund. Bei einem Gemeindepraktikum bekam er Kontakt zu einem Pfarrkollegium, das sich die Gemeindearbeit als Team teilte. Die Zusammenarbeit, die er während des Praktikums erlebte, gefiel ihm ausnehmend gut und so wandelte sich seine Einstellung zum Beruf des Pfarrers, den er sich in dieser Form nun doch für sich vorstellen konnte. Diesen Entschluss hat Christoph Weßler nie bereut.
Mit Kindern und Jugendlichen kam er während seines Studiums in Kontakt, als ehrenamtlich Mitarbeitender bei der Evangelischen Schülerinnen- und Schülerarbeit und weiter nach seinem Examen in einem Sondervikariat, quasi als „semiprofessionelle“ Weiterführung seines Ehrenamtes.
Religionspädagogische Philosophie:
Die erste Pfarrstelle wartete in Voerde-Friedrichsfeld auf Christoph Weßler, einschließlich der Zusammenarbeit mit der Ev. Kita Am Park, damals noch geleitet von Beate Timmig. „Von Beate Timmig habe ich unglaublich viel gelernt“, erzählt Weßler. „Sie brachte mir den situativen Ansatz nahe. Dieser dient dazu, die Lebenswelt der Kinder in den Kita-Alltag zu integrieren, sie zu ermutigen, aktiv am Leben teilzuhaben und ihre Entwicklung mitzugestalten. Doch auch von den anderen Erzieherinnen habe ich viel gelernt, das Meiste aber von den Kindern selbst, weil Kinder ihre ganz eigene und besondere Sicht auf die Welt haben.“
So geht Christoph Weßler nie mit einem fertigen Konzept in die Kitas. Er bringt schon mal eine Idee mit, oft kommen die Ideen aber auch bei seinen Besuchen, wenn er vor Ort in den Kitas in Kontakt mit Team und Kindern tritt. Er setzt sich gerne dazu, spielt mit den Kindern und führt Gespräche mit ihnen. Der Kontakt ist immer sehr persönlich, „situativ“, wie er sagt. Berührungsängste hat er nicht, kann aber auch Grenzen setzen.
„In jedem Erwachsenen steckt ein Kind und in mir vielleicht ganz besonders,“ lacht Christoph Weßler, als er seine ganz persönliche Philosophie erklärt. „Kinder und Jugendliche möchten ernst genommen werden, genau wie jeder Erwachsene auch. Wenn ich in die Kitas komme, lasse ich die Situation auf mich wirken, die Stimmung, die Atmosphäre. Ich beobachte viel und trete erst dann in Kontakt mit den Kindern. Dabei ist der Zugang zu jedem Kind anders. Und das nehme ich wahr und berücksichtige es.“
Zusammenarbeit mit Kita-Teams und Kindern:
Die Zusammenarbeit in den Kitas gestaltet Christoph Weßler eher projekthaft. Dabei ist jede Kita anders. Das Grundkonzept der Zusammenarbeit ist zwar immer ähnlich, die Ausgestaltung jeweils individuell, angepasst an die Bedürfnisse der jeweiligen Kinder: „Varianz passiert in der Einrichtung“, wie Weßler den Prozess beschreibt.
„Manchmal sind die Fachkräfte vor Ort ganz froh, wenn es bereits ein Packende gibt“, erläutert er sein Vorgehen. „Oft aber haben die ErzieherInnen aber auch ganz eigene Ideen und Vorstellungen.“ Zugrunde liegen dabei das jahreszeitliche Geschehen und das Kirchenjahr. Nach vielen Jahren verfügt Weßler über ein fundiertes Repertoire: Bücher, Geschichten, Methoden. Oft begleiten ihn seine Gitarre und manchmal auch eine Handpuppe bei seiner Arbeit.
Wenn die Ideen mit Leitung und Team besprochen sind, werden die Kinder beteiligt: „Ohne die Kinder geht es nicht. Wir beziehen sie aktiv mit ein.“ Christoph Weßler ist ein Teamworker. Er betrachtet die Zusammenarbeit als einen dynamischen Prozess des Gebens und Nehmens, bei dem man sich miteinander weiterentwickelt. Die Arbeit findet nicht parallel statt, sondern miteinander, „gewissermaßen komplementär“.
Kirche als besonderer Raum:
Die Kirche ist für die Kinder ein ganz besonderer Ort. Vielen ist der Raum Kirche noch völlig unbekannt. Man kann ihn vielfältig nutzen: zum Singen, Zuhören oder einfach nur als Raum der Stille. „Gute Regeln erklären sich aus sich selbst“, erklärt Christoph Weßler. „Man kann ausprobieren, etwas anders zu machen, erleben, was andere einem vormachen und es nachmachen. Kinder sind aufmerksame Beobachter. Und sie lernen aus ihren Beobachtungen.“
Daher begeht er mit den Kindern vor den Gottesdiensten die Kirche. „Die Kinder können so Kontakt mit dem Raum aufnehmen, sie erleben, was hier geht und was nicht. Sie erleben zB einen Raum mit Möglichkeit zur Stille, einen Raum, der zu ihnen spricht, wenn sie es zulassen, wenn man keine Geräusche macht. Gerade heute ist das für Kinder sehr wichtig.“
Dabei macht Weßler den Kindern deutlich: „Seid aufmerksam. Das kann schön sein. Ich schaue auf das, was mir durch den Moment geschenkt und gezeigt wird. Dadurch richtet das Kind seine Sinne darauf, was es entdecken kann, nicht darauf, was es einfach nur nicht darf. So gerät es nicht in Opposition zu Verboten und kommt vielleicht erst gar nicht auf die Idee, die Kirche als Spielplatz zu benutzen.“
Das Schöne an Kindern sei, so Christoph Weßler, dass Kinder einem sofort die Konsequenzen aufzeigen, wenn man etwas nicht bedacht habe. So könne man sich selbst reflektieren, wenn es nötig sei. Erwachsene seien sehr kontrolliert, beherrscht und gedankenkontrolliert, dagegen seien Kinder erfrischend direkt.
Alles gemäß den Jesu-Worten: „Lasset die Kinder zu mir kommen.“ Und: „Werdet wie die Kinder.“ Beide Zitate leiten sein Handeln, bestimmen seinen Umgang mit Menschen im Allgemeinen, insbesondere aber mit den Jüngsten der Gemeinde.
Inwiefern? Das erfahren Sie beim zweiten Teil des Gesprächs mit Christoph Weßler, Gemeindepfarrer des Pfarrbezirks Ost in Voerde und religionspädagogischer Begleiter der Kitas FZ Möllen, FZ Rönskenhof und Kita Grünstraße.
Herzlichen Dank erstmal für diese wunderbaren Einblicke in Pfarrer Weßlers Arbeit in den Kinderwelt-Kitas. Was er weiterhin über Barrierefreiheit, Inklusion, Kinderarmut und die Arbeit mit Familien sagt, erfahren Sie in Kürze.
Text und Foto: Isabel Uhlenhut
Die Ev. Kinderwelt gehört zum Ev. Kirchenkreis Dinslaken mit seinen acht Gemeinden in sechs Städten und Kommunen. Zum pädagogischen Auftrag gehört in unseren konfessionell gebundenen Kitas und Tagespflegestellen auch die Auseinandersetzung mit dem christlich-evangelischen Glauben.
Die Weitergabe von christlichen Traditionen, Symbolen und Werten ist uns ein zentrales Anliegen und insofern pflegen unsere Einrichtungen einen intensiven und fruchtbaren Kontakt zu den Gemeinden und ihren Pfarrerinnen und Pfarrern.